Das Deutsch-Französische Doktorandenkolleg (DFDK) Mainz-Dijon bearbeitet in rund 30 Promotionsprojekten aus dem Bereich der Geschichts- und Kulturwissenschaften, der Literatur- und Sprachwissenschaften sowie der Sozialwissenschaften das Rahmenthema Konfigurationen im Wandel: Austausch, Variation, Identität. Die inter- und transdisziplinär aufeinander bezogenen Arbeiten zielen auf die Beantwortung der Frage nach den sich wandelnden Modalitäten individueller und kollektiver Identitätskonstruktionen unter den Bedingungen sich intensivierenden interkulturellen Austauschs und transkultureller Verflechtungen. Die Frage nach den Bedingungen von Identitätskonstruktionen wird dabei eng verknüpft mit der Frage nach der Möglichkeit ihrer kritischen Dekonstruktion, die zugrundeliegende Interessen aufdeckt und den Konstruktionscharakter von Identität als solchen erkennbar werden lässt.
Die nachfolgende Grafik visualisiert die Verbindungen zwischen den Säulen der Arbeitsfelder durch horizontale Brücken in Form von ausdifferenzierten Forschungsfragen (klicken zum Vergrößern):
Alle Fragen – zu denen noch weitere hinzukommen können – fächern die Leitfrage nach Modalitäten individueller und kollektiver Identitäts(de-)konstruktion unter den Bedingungen interkulturellen Austauschs und transkultureller Verflechtungen weiter auf:
- Wie werden Diskurse über kulturelle Identität in Deutschland und Frankreich geführt? Durch welche Institutionen werden sie gestützt?
- Wie wird diese Identität medial inszeniert?
- Wie verändern sich Diskurse und Inszenierungen kultureller Identität unter den Bedingungen weltweiter Kommunikation und Migration? Wie reflektieren sie kulturelle Diversität und Heterogenität (z.B. in Gestalt der Mehrsprachigkeit)? Welche Rolle spielen postkoloniale Kontexte?
- In welchem Verhältnis steht die Idee kultureller Identität zu der des Kulturtransfers? Inwiefern können kulturelle Identitätskonstruktionen auf Elemente aus anderen Kulturen rekurrieren? Wie vollziehen sich die in diesem Zusammenhang erforderlichen Umkodierungen?
- Welche Rolle spielen benachbarte bzw. ferne Länder und Kulturen, die – historisch bedingt – politisch und kulturell „zusammengestoßen“ sind, bei der Konstitution individueller, regionaler, nationaler bzw. europäischer Identität? Wo bieten sich Ansätze für eine „histoire croisée“ dieser Identitätskonstitutionen?
- Welche Rolle spielen in Deutschland und Frankreich das kulturelle Gedächtnis und das Bewusstsein der Historizität der je eigenen Kultur und Gesellschaft?
- Lässt sich ein inter- oder transkulturelles Gedächtnis identifizieren? Wie verlaufen konkurrierende und sich überschneidende Erinnerungsdiskurse? Inwiefern treten sie in Dialog?
- Inwiefern sind auch individuelle Identitätskonstruktionen kollektiv bedingt? Lassen sich in Deutschland und Frankreich kulturspezifische Konstruktionsmuster individueller Identitäten erkennen?
- Wie werden in beiden Ländern geschlechts- bzw. altersspezifische Identitäten, Differenzen und Hierarchien konstruiert? Welche Formen der Transgression, Dekonstruktion und Abschaffung lassen sich diesbezüglich erkennen?